Vom Start weg ein Erfolg

MTA Andrea Kirsch, Chefarzt Hakim Bahdo, Dr. Anke Bleimehl, MTA Merima Stanic (v. l.) vor dem neuen Mammographiegerät (Foto: SZ, Anja Kernig)

Marienhausklinik St. Josef Kohlhof investierte 700.000 Euro in das neue, aus St. Wendel verlagerte Brustzentrum

Neunkirchen. War das ein Kraftakt. Man verlagert ja nicht mal eben so nebenbei ein ganzes Brustzentrum, auch nicht von Marienkrankenhaus zu Marienkrankenhaus – in dem Fall von St. Wendel in den Neunkircher Stadtteil Kohlhof. So geschehen im August diesen Jahres. Aber es hat sich gelohnt, waren sich beim Pressegespräch am Dienstag alle Anwesenden einig. Eingeladen hatte man, um eine erste Bilanz zu ziehen.

„Kleine gynäkologische Abteilungen haben es schwer“, teilte Dr. Ernst Konrad, ärztlicher Direktor der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof, mit, was die Leitung zu diesem Schritt bewogen hat. Im Brustzentrum St. Wendel war man nicht mehr auf die erforderliche Mindestanzahl von 100 behandelten Patientinnen pro Abrechnungsjahr gekommen. Und das bei „relativ großem personellem und verwaltungstechnischem Aufwand“. Um wirtschaftlich zu bleiben, war die Verlegung auf den Kohlhof und das Bilden einer „größeren Einheit“ deshalb unabdingbar. Angegliedert ist das Brustzentrum hier an die Fachabteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe unter Leitung von Chefarzt Hakim Bahdo.

Die anfängliche Skepsis habe sich gelegt, die erste gemeinsame Weihnachtsfeier ist bereits Geschichte. Ein gewisses Aufatmen war auch beim Pressegespräch spürbar. Immerhin ist kräftig investiert wurden. Die Gesamtsumme liegt zwischen 600 und 700.000 Euro, der Mammutanteil in Höhe von 400.000 Euro entfiel auf den neuen Mammographie-Screeningplatz. „Wir haben hier eines der modernsten Geräte auf dem Markt“, betont Konrad. Der digitale Röntgenapparat ermöglicht Tomosynthese, sprich, das dreidimensionale Abbilden der Brust. Per Computer wird aus 25 Einzelbildern, die das Mammographiegerät aus verschiedenen Blickwinkeln erstellt, ein äußerst detailliertes Bild vom Brustgewebe in 3-D-Qualität konstruiert. Dank der Tomosynthese werden auch Tumore sichtbar, die durch überlappendes Gewebe verdeckt sind. Zudem können besonders Art und Größe von Läsionen sowie Mikroverkalkungen besser als mit herkömmlichen Methoden analysiert werden. Ein Riesengewinn also, zumal es „nicht so viele Mammographieplätze im Saarland gibt“, wie Dr. Konrad anfügt.

Notwendig war zudem ein umfangreicher Umbau im ersten Stock. Für das Brustzentrum galt es eine Station in einen Bereich mit neuen Untersuchungs-  und Behandlungsräumen und Sekretariat umzuwandeln; zudem wurde der Kreissaal optimiert. „Die Patientinnen nehmen das neue Angebot hier am Standort gut an“, freut sich Dr. Anke Bleimehl, die das Brustzentrum schon in St. Wendel leitete und mit ihrem gesamten Team auf den Kohlhof wechselte. Waren sie 2021 in St. Wendel noch auf 78 Patientinnen gekommen, liegt man 2022 bereits bei 134. „Eine deutliche Steigerung.“ Wobei das letztlich auch zu erwarten gewesen sei, „Patientenströme haben immer einen sehr regionalen Charakter“, so Konrad. Auf der Achse Homburg – Saarbrücken gelegen, entlaste man das Universitätsklinikum und die Klinik auf dem Winterberg.

Für die Patientinnen bedeutet der Wechsel vor allem ein Zugewinn. „Ein kleines Team ist immer anfällig, das war oft schwierig“, weiß Bahdo. „Hier mit dem deutlich größeren Mitarbeiterstab ist jede OP jederzeit planbar.“ Dazu kommen diverse Synergieeffekte, etwa was Therapiemöglichkeiten oder psychologische Betreuung anbelangt. Einen großen Vorteil gegenüber der oft als anonym wahrgenommenen Uniklinik sieht Dr. Anke Bleimehl in der sehr viel persönlicheren Ansprache auf dem Kohlhof – „bei adäquater Behandlung nach neuestem fachlichen Leitlinien “, wie sie betont. „Bei uns gibt es beispielsweise wöchentliche Tumorkonferenzen, bei denen die Therapie aller unserer Carcinompatienten besprochen wird.“ Dafür sind die Kernkooperationspartner jeden Dienstagmorgen persönlich anwesend. „Die Wege sind kürzer als in Homburg“, nennt Dr. Ernst Konrad einen weiteren Pluspunkt.

Für die nahe Zukunft ist geplant, integrative Medizin einzubeziehen und das Angebot an begleitenden Therapien zu erweitern. Man denke da etwa an Gruppentherapie, aber auch in Richtung Hypnose und Akupunktur, verrät Dr. Bleimehl. „Das liegt mir sehr am Herzen. Wir bemühen uns, auch zusammen mit unseren Kooperationspartnern, ein ganzheitliches Behandlungskonzept in allen Situationen zu schaffen, da uns bewusst ist, dass bei Erkrankungen nicht nur der Körper, sondern auch die Seele leidet. Wir möchten, dass sich die Menschen, die sich uns anvertrauen, in ihrer Situation nicht alleine gelassen fühlen.“

Dass die positive Eigenwahrnehmung nicht aus der Luft gegriffen ist, beweisen neben den gestiegenen Fallzahlen auch die bereits erfolgte Rezertifizierung. Erstmals war das Brustzentrum in St. Wendel 2006 von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) getestet und zertifiziert wurden. „Am 2. August bestätigte uns die DKG erneut die Einhaltung aller Qualitätskriterien“, informiert die Leiterin des Brustzentrums. „Bisher waren wir im Saarland die einzige Abteilung dieser Größe, die sich eigenständig zertifiziert hat.“ Da setzte man jetzt sogar noch einen drauf: Dass ein Brustzentrum nach der räumlichen Verlagerung rezertifiziert wird, dürfte nach Wissensstand des Trios in ganz Deutschland einmalig sein.

Um Patienten und Angehörige über neue Therapieformen, Studienergebnisse und die Arbeit des Brustzentrums zu informieren, ist für kommenden April ein „Brustinfotag“ am Kohlhof in Vorbereitung. (Text: SZ, Anja Kernig, Jennifer Klein, Daniel Bohnenberger)

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